Das Kreuz aus Bronzeguss über dem Abendmahlstisch aus Aachener Blaubank wurde in der nordeckschen Werkstatt des Gotthold Schönewandt gefertigt und zu Beginn des Jahres 1969 in der Kirche angebracht. Der Entwurf stammt von dem Walder Arzt und Presbyter Dr. Friedrich Karl Schwebel.
Das gleichschenkelige Kreuz mit seinen dunkelroten, kubisch ausgeformten Endstücken gliedert ein grundlegendes Quadrat in vier kleinere quadratische Acrylglasblöcke mit verschiedenen eingeschnittenen Schriftzeichen.
In vier Sprachen kommt das kurze christliche Bekenntnis zum Ausdruck:
Hebräisch heißt es
(Jesus aus Nazareth Messias),
in Griechisch:
(Jesus Christus Herr),
in Latein:
JESUS NAZARENUS REX
(Jesus aus Nazareth König),
und in Deutsch
JESUS CHRISTUS HERR.
Die Inschriften erinnern an das INRI über dem Kreuz Jesu (Jesus Nazarenus Rex Judaeorum = Jesus aus Nazareth König der Juden), das Pilatus in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache anbringen ließ.
Die Anordnung ist nicht zufällig, sondern theologisch durchdacht: Griechisch und Hebräisch nebeneinander in der oberen Hälfte bilden den zeitgeschichtlichen Bezug als Sprachen, die zur Zeit Jesu gebräuchlich waren. Latein und Deutsch darunter weisen auf die weitere Ausbreitung des Christentums.
In der Vertikalen befinden sich links die Sprachen der klassischen Antike (Griechisch, Latein) und rechts gegenüber das hebräisch-deutsche Paar mit seiner ganz eigenen Beziehung und Geschichte.
Diagonal verbunden korrespondieren jeweils das lateinische und das hebräische Bekenntnis mit dem historischen Bezug auf den Nazarener und das griechische und deutsche mit der Betonung auf Christus bzw. den Messias des Glaubens als fortgeschrittenes Interpretament.
In bemerkenswerter Weise wird mit diesem Kreuz ein positiver theologischer Bezug zu jüdischer Tradition und Glauben hergestellt, der so und zu dieser Zeit ganz und gar nicht selbstverständlich war. Erst 1980 bestimmt die Ev. Kirche im Rheinland als erste aller christlichen Kirchen ihr Verhältnis zu Israel und dem Judentum grundlegend neu, bekennt ihre Verbundenheit mit Israel als dem Volk des ersten und bleibend gültigen Bundes Gottes.
Damit repräsentiert dieses Kreuz m.E. einen theologischen Mut und Weitblick, die in dieser Zeit recht singulär erscheinen, die noch geprägt ist von der Sprachlosigkeit gegenüber der eigenen antijudaistischen Tradition und dem Versagen der Kirche im Blick auf den Holocaust. Vielleicht war die Tiefe dieses Gedankens auch manchem Zeitgenossen nicht bewusst.
Die Idee, die Ursprache der Bibel (der Juden) und die Sprache Jesu mit unserer heutigen zu verbinden „stammt
von meinem Vater“, so schreibt F.K. Schwebel, „der es als verhängnisvoll empfand, dass die dritte Sprache
vom Kreuz, nicht auch neben den ´klassischen Sprachen´ für uns kulturprägend geworden ist.“
Gleichzeitig symbolisieren die verschiedenen Sprachen den ökumenischen Zusammenhang der jüdischen Synagoge, der orthodoxen,
der römisch-katholischen Kirche mit der Kirche der Reformation (Bibelübersetzung!).
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